Resilienz – aus Krisen gestärkt hervorgehen

Kaum ein Mensch wird durch das Leben gehen, ohne auf Hindernisse zu treffen oder Krisen zu durchleben. Gut, wenn man einen Weg findet, damit umzugehen. Noch besser: aus schwierigen Situationen gestärkt hervorzugehen. Diese Fähigkeit wird als Resilienz bezeichnet.

Resilienz
Gerade in widrigen Umständen zeigt sich, ob jemand über innere Widerstandsfähigkeit verfügt. Denn mit Resilienz lassen sich auch vermeintlich unüberwindbare Krisen meistern.© Pixabay

Sie ist eine psychische Widerstandskraft, die uns davor bewahrt, an belastenden Situationen zu zerbrechen oder davon krank zu werden, und die neue Kräfte mobilisiert. Wie ein Stehauf-Männchen landen resiliente Menschen immer wieder auf den Füßen und sind in der Lage, kommende Krisen zu bewältigen.

Es sind nicht nur die unvorhersehbaren Veränderungen und Umbrüche, die einen großen Einfluss auf unser Leben und unsere persönliche Entwicklung haben, sondern auch vorhersehbare Wendepunkte wie Pubertät, Kinder, Wechseljahre oder das Ende der Berufstätigkeit. Immer wieder wird von uns verlangt – egal ob wir das wollen oder nicht –, dass wir uns an neue Lebensumstände anpassen, Vertrautes aufgeben, unser Selbstbild oder unsere persönlichen Lebensziele korrigieren. Resilienz hilft uns dabei, mit Schwierigkeiten umzugehen, Stärken zu entwickeln und als Persönlichkeit zu reifen. Deshalb ist die Entwicklung von Resilienz nie abgeschlossen.

Beginn der Resilienzforschung in den 70er-Jahren

In den 70er-Jahren rückte das Thema der psychischen Widerstandskraft in den Fokus der Forschung. Die wohl bekannteste und auch älteste Studie im Bereich der Resilienzforschung ist die Kauai-Studie der Amerikanerin Emmy Werner im Jahr 1982. Ihre Forschergruppe hat die Entwicklung des gesamten Geburtsjahrgangs von 1955 der hawaiianischen Insel Kauai über einen Zeitraum von über 40 Jahren dokumentiert. Dabei stellte sie fest, dass ein Drittel dieser Menschen mit einer Vielzahl von Risiken konfrontiert war, wie zum Beispiel chronische Armut oder psychische Erkrankungen der Eltern. Trotzdem entwickelten sich nicht alle betroffenen Kinder weniger gut, sondern ein Drittel bewältigte die schwierigen Anforderungen.

Eine gewisse Grundausstattung an Resilienz bringen wir bereits von Kindheit an mit. „Sie entsteht in der Wechselwirkung zwischen genetischer Anlage und Einflüssen der Umgebung. Menschen unterscheiden sich aber nicht nur in ihren Anfangstalenten, sondern auch in ihrer Fähigkeit, Resilienz zu steigern. Einzelne Schutzfaktoren werden mehr oder weniger stark ausgeprägt. Bestimmte Eigenschaften zu entwickeln, fällt dem einen schwerer als dem anderen, manchmal erscheint der ganze Prozess mühsam und beschwerlich“, beschreibt es Resilienztrainerin Monika Gruhl in ihrem Buch „Resilienz – die Strategie der Stehauf-Menschen“. Die Erfahrungen und Erlebnisse eines Menschen spielen bei der Entwicklung seiner Resilienz eine wichtige Rolle. Sie ist nicht zu jeder Lebenszeit und bei jedem Menschen gleich, sondern variiert. Ist er zu einem bestimmten Zeitpunkt seines Lebens resilient, so kann er zu anderen Zeitpunkten mit anderen Risikolagen mehr Schwierigkeiten haben, Belastungen zu bewältigen

Resilienz kann gelernt und geübt werden

Die gute Nachricht ist dennoch: Es ist möglich ist, Resilienz zu erlernen und zu üben. Mühsam ist dieser Weg allemal, denn er setzt voraus, dass wir uns mit Problemen, Leid und Schmerz auseinandersetzen, statt zu verdrängen. Wir müssen sie aufmerksam wahrnehmen und annehmen, damit wir dazu fähig sind, sie zu verarbeiten und in unsere persönliche Erlebnis- und Erfahrungswelt aufzunehmen.

Monika Gruhl zeigt konkret sieben Übungsfelder im Alltag auf, die uns helfen können, das Leben besser zu meistern:

  • Wege zu mehr Optimismus
  • Wege zu mehr Akzeptanz
  • Wege zu mehr Lösungsorientierung
  • Sich selbst besser steuern
  • Selbstverantwortung übernehmen
  • Beziehungen erfolgreich gestalten
  • Mehr Einfluss auf die eigene Zukunft nehmen

Resilienz bei Krankheit

Welche Rolle Resilienz bei einer schweren Erkrankung spielen kann, beschreibt Claudia A. Reinicke in ihrem Buch „Resilienz bei schwerer Krankheit“. In der Einleitung erklärt sie: „Ausgangspunkt dieses Buches ist die Idee, dass Resilienz eine dynamische Fähigkeit ist, bei der, unabhängig davon, wieviel Widerstandskraft jemand mitbringt, eine Entwicklung möglich ist.“ Als die Psychotherapeutin selbst an Krebs erkrankt, findet sie für sich Wege, ihre psychischen Ressourcen mit einfachen Methoden zu stärken. Sie beschreibt leicht erlernbaren Techniken der Selbstberuhigung und zur Entfaltung von Selbstheilungskräften, die ihr selbst geholfen haben, und die sich individuell auf eigene Bedürfnisse übertragen lassen.

Können Unternehmen resilient sein?

Die positive Wirkung von Resilienz spielt seit einigen Jahren auch im Management von Unternehmen eine Rolle. Hier spricht man von organisationaler Resilienz. Sie beschreibt die Fähigkeit eines Unternehmens, auf Anforderungen so zu reagieren, dass die Anpassung an Veränderungen gut gelingt, statt in eine Krise zu münden. Resiliente Unternehmen sind flexibel und dynamisch, erhalten ihre Funktionsfähigkeit, passen ihre Prozesse und Strukturen an und sind besser auf künftige Herausforderungen vorbereitet. Dafür reichen agile Organisationsstrukturen nicht aus, sondern es kommt auf jeden einzelnen an: die innere Haltung von Führungskräften und Mitarbeitenden bzw. deren Resilienz sind eine wichtige Grundlage. Personalabteilungen tun also gut daran, die psychischen Widerstandskräfte ihrer Mitarbeitenden zu fördern

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