Wege zur Gelassenheit

Wie gehen Sie mit Ihren Gefühlen um? Welche angemessenen Ausdrucksformen finden Sie für Ihre Gefühle? Erkennen Sie gängige Denkfallen und finden Sie Wege zu mehr Gelassenheit.

Gelassenheit
In sich ruhen wie ein Stein: Innere Gelassenheit hilft uns, unsere Energie zu sammeln und unser Potenzial zu entfalten.© pixabay

„Innerlich starke, belastbare Menschen wissen, dass sie die Verantwortung für ihre Selbstkontrolle haben“, beobachtet die Resilienztrainerin Monika Gruhl immer wieder. Diese Stehauf-Menschen können störende Impulse und belastende Gefühle steuern. Sie sind in der Lage, selbstbezogene Wünsche mit Vernunft abzuwägen und einen Belohnungsaufschub um eines größeren Zieles willen hinzunehmen. Franz von Assisi wusste: „Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst du das Unmögliche.“

Denkfallen erkennen und gelassen bleiben

Menschen mit niedriger Impulskontrolle handeln unüberlegt aus dem Stegreif und nehmen ihren ersten subjektiven Eindruck von einer Situation als objektive Wahrheit. Sie interpretieren die Bemerkung eines Kollegen als persönlichen Angriff und reagieren dann aggressiv oder beleidigt, ohne zu überprüfen, ob es auch wirklich so gemeint war. Impulskontrolle lässt uns solche Denkfallen erkennen und schützt uns vor entsprechendem unüberlegten, unpassendem Handel und den daraus folgenden Schwierigkeiten.

Die Regulierung der eigenen Gefühle und Impulse trainiert die Fähigkeit, auch unter großem Druck ruhig und gelassen zu bleiben. Dabei bedeutet Gefühlsregulierung keineswegs, seine Gefühle zu unterdrücken, sondern sie auf angemessene Art auszudrücken und zu berücksichtigen.

Durch Gefühlsregulierung kann man seinen Gemütszustand in Balance bringen: sich abregen, wenn man ärgerlich ist, sich beruhigen, wenn man ängstlich ist, oder sich aufheitern, wenn man traurig ist.

Gelassenheit lernen und üben

Lassen Sie sich nicht zum Sklaven Ihrer Gefühle machen. Lassen Sie sich nicht von Ängstlichkeit, Trauer oder Ärger daran hindern, anderen Menschen aufgeschlossen zu begegnen oder neue Erfahrungen zu machen. Legen Sie sich die eingangs gestellte Frage noch einmal vor: Welche angemessenen Ausdrucksformen finden Sie für Ihre Gefühle?

Und denken Sie einmal darüber nach:

  • Wie regen Sie sich ab, wenn Sie ärgerlich sind?
  • Wie beruhigen Sie sich, wenn Sie ängstlich sind?
  • Wie heitern Sie sich auf, wenn Sie traurig sind?

Gehen Sie in solchen Situationen gut mit Ihren Gefühlen – mit sich! – um? Was könnten Sie anders machen, um sich besser auszudrücken und in Balance zu halten? Diese Überlegungen werden Ihnen helfen, wenn Sie das nächste mal einen Weg aus einer unglücklichen Gefühlslage finden möchten.

Selbstregulation zwischen Gefühl und Verstand

Während die einen ständig vom inneren Schweinehund gelähmt werden, scheinen sich andere Menschen zwanghaft zu disziplinieren. Um uns selbst angemessen zu regulieren, brauchen wir die gesunde Balance zwischen Kontrolle und Impulsivität.

Selbstregulierung ist eines der sieben Schlüsselaspekte der Resilienz. „Sich selbst angemessen regulieren zu können ist eine hohe Kunst“, sagt Resilienztrainerin Monika Gruhl. „Gleichzeitig ist es eine notwendige Voraussetzung für Widerstandsfähigkeit und Gesundheit“. Dabei ist Selbstregulierung nicht zu verwechseln mit ständiger Disziplinierung und Kontrolle. Um in Balance zu kommen, müssen Körper, Geist und Seele neben Phasen strukturierter Arbeit auch entspannen und genießen.

Geringe versus starke Impulskontrolle

Auf der Skala der Selbstregulierung gibt es zwei Extreme: Menschen mit niedriger Impulskontrolle handeln häufig aus dem „Bauch“ heraus: Sie neigen dazu, plötzlichen Impulsen und sich aufdrängenden Bedürfnissen nachzugehen. Sie haben Schwierigkeiten, sich zu entscheiden, aus Angst, sich festzulegen. Wenn Unlust aufkommt, verdrängen sie ihre einmal gefassten Absichten und lassen sich schnell ablenken. Sie handeln häufig spontan nach Gefühl, wodurch notwendige Details unberücksichtigt bleiben.

Grübelfalle

Das andere Extrem: Menschen mit übertriebener Selbstkontrolle. Sie neigen zu ständigem Grübeln und Hinterfragen. Auch sie haben Schwierigkeiten sich zu entscheiden – aus Angst, das Falsche zu tun. Sie flüchten sich in Vermeidungsverhalten, erstellen minutiöse Pläne oder beschränken sich auf vorhersehbare Abläufe.

Balance zwischen Gefühl und Verstand trainieren

Die meisten Menschen erreichen nicht ständig eine ideale Balance zwischen eher gefühlsbetontem und eher rational geprägtem Agieren. Dass wir eine Seite bevorzugen, hängt mir persönlicher Veranlagung, aber auch mit entsprechender Förderung und Aktivierung zusammen. Es ist also ganz natürlich und nicht bedenklich, wenn wir zu einem der beiden „Systeme“ tendieren.

Problematisch wird es, wenn das andere System überwiegend und dauerhaft ausgeblendet wird. Einseitig verzerrtes Wahrnehmen, Erleben und Handeln verfestigt sich und lässt weder Stimmungsbalance noch integratives Denken zu.

Gelassenheit trainieren

Die große Kunst besteht darin, je nach Bedarf sowohl die eigenen Gefühle zu steuern und auszubalancieren als auch die Denkstile. Um gute und stimmige Entscheidungen zu treffen, brauchen wir das ausbalancierte Zusammenspiel von Gefühl und Verstand. „Die Fähigkeit, zwischen beiden wechseln zu können, ist eine grundlegende Voraussetzung für Selbstmotivierung“, so Resilienztrainerin Monika Gruhl.

Resiliente Menschen beherrschen diese Kunst: Sie können störende Impulse und belastende Gefühle steuern und sind in der Lage, selbstbezogene Wünsche mit Vernunft abzuwägen und einen Belohnungsaufschub um eines größeren Zieles willen hinzunehmen. Die Regulierung der eigenen Gefühle und Impulse trainiert die Fähigkeit, auch unter großem Druck ruhig und gelassen zu bleiben. „Gefühlsregulierung bedeutet keineswegs, seine Gefühle zu unterdrücken, sondern sie auf angemessene Art auszudrücken und zu berücksichtigen“, so die Expertin Monika Gruhl.

Selbstreflexion: Welcher Typ sind Sie?

Handeln Sie eher gefühlsbetont, oder eher rational? Wie kontrollieren Sie Ihre Impulse? Gehen Sie in sich und beantworten Sie die folgenden Fragen:

  • Wie reagieren Sie, wenn Ihre Gefühle und Impulse Ihnen bei Ihren Vorsätzen in die Quere kommen?
  • Wie gehen Sie mit Ihren Gefühlen um?
  • Welche angemessenen Ausdrucksformen finden Sie für Ihre Gefühle? Oder neigen Sie eher dazu, unliebsame Emotionen abzulehnen oder zu unterdrücken?
  • Können Sie sich leicht entscheiden, oder haben Sie Schwierigkeiten damit – aus Angst, das Falsche zu tun?
  • Fällt es Ihnen schwer, sich festzulegen?
  • Haben Sie manchmal Angst, sich festzulegen?
  • Lassen Sie sich schnell ablenken?
  • Gehen Sie Schwierigkeiten lieber aus dem Weg?
  • Wie behalten Sie einen langen Atem auf dem Weg zu Ihren längerfristigen Zielen?

Stehen Sie zu ihren Gefühlen und nehmen Sie sie ernst. Dies ist der erste Schritt in Richtung gesunder Balance zwischen Disziplin und Spontaneität. Und zu mehr Gelassenheit im Alltag.

Sprüche und Zitate über Gelassenheit

Ein weiser Spruch von dem deutschen Theologen Friedrich Christoph Oetinger bringt es auf den Punkt: „Gott gebe mir die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden“.

Und Laotse meint „Nur wer ruhig bleibt, kann zur Ruhestätte all dessen werden, das Ruhe sucht.“

Das Schlusswort hat Marie von Ebner-Eschenbach: „Die Gelassenheit ist eine anmutige Form des Selbstbewusstseins.“

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